Lo100
Ein immer noch aktueller Oldtimer (eine kleine Chronik des Zwergreihers. BI
1979/1980
Hg)
Das Original "Lo100", ab 1953 bei dem legendären Wolf Hirth
in Nabern in Lizenz gebaut, wurde vom Ing. Alfred Vogt entwickelt und
konstruiert.
Im Sudetenland geboren, nach dem Krieg zuerst nach
Peißenberg/Obb.
verschlagen, übernahm Alfred Vogt 1955 die Betriebsleitung bei
Schempp-Hirth
in Kirchheim. Wofl Hirth, der Inhaber der Firma,
stürtzte in seiner Lo150 am 25.
Juli 1959 nach einem Herzinfarkt tötlich ab.
Das Original
Zum Gedenken seines im Krieg gefallenen Bruders Lothar, gab er
den
von ihm immer genannten Zwergreiher den Namen "Lo". Die "100" steht
für
die 10mtr. Spannweite. Die Lo100 war bis zum Ende der 80er Jahre die
dominierende
Kunstflugmaschine. Sie belegte bei allen Deutschen, wie auch
Weltmeisterschaften
im Segelkunstflug die ersten Plätze und konnte auch nicht vom
Salto
oder der Pilatus-B4, selbst der Mü-28 verdrängt werden,
obwohl
die Mü-28 speziell für die Ablösung der Lo entwickelt
und
gebaut worden war. Erst die Kobuz und ihr Nachfolger die Swift konnten
der Lo100 Paroli bieten und verdrängten sie von den vorderen
Plätzen.
Die Lo100 war somit über Jahrzehnte die Beherrscherin des
Segelkunstfluges,
obwohl sie in Holz und Kottonbespannung hergestellt war und die
Ära
der Kunststofflugzeuge längst begonnen hatte. (Es war damals
die Zeit, als Kotton in Deutschland noch mit "K" geschrieben wurde.)
Sie
wurde wie ich mich heute noch gut erinnern kann, bei den ersten
Deutschen
Segelflugmeisterschaften nach dem Krieg in Oerlinghausen 1953 von
Albert
Falderbaum meisterhaft geflogen.
Nachdem ich seit einigen Jahren meinen, in den 40er Jahren
entstandenen Jugendtraum des Fliegens, mit dem Hobby Modellfliegen
verwirklicht
hatte, kam ich, wie es fast jeden Modellflieger es immer wieder
passiert,
im
Sommer 1975 rein zufällig an einem Flugplatz wie ich in
Oerlinghausen vorbei. Hier
konnte ich beobachten, wie zwei Lo100 auf Höhe geschleppt wurden
und
sie diese mit diversen Kunstflugfiguren bis zur Landung abbauten. Es
waren
der damals amtierende Deutsche- und Weltmeister Hubert Jäntsch und
der spätere Deutsche Meister im Segelkunstflug Dieter Wasserkord,
die beide Fluglehrer am dortigen Flugplatz waren und nach der Schulung
ihre Trainingsflüge absolvierten.
Das Modell
Diese faszinierenden Flüge der beiden Lo100 waren der
auslösende
Moment, um ein Modell maßstäblich 1:3 zu entwerfen
und danach zu bauen.
Die Pläne habe ich nach einem 3-Seiten-Riß, Maßstab
1:20 sowie anderen Veröffendlichungen erstellt.
Für
den Rumpf wurde im Positiv- Negativverfahren eine GFK-Form (noch heute
in meinem Besitz) erstellt. Wir waren zu dritt, als wir dieses Projekt
in angriff nahmen, sodass durch die Arbeitsteilung eine geringe Zeit
von etwa 4 Monaten ausreichten, um das erste Modell in die Luft zu
bekommen. Als Flügelprofil habe ich das damals
populäre,
aber auch heute noch viel verwendete "E-374"
verwendet, was
gegenüber
dem
Profil "Clark Y 11,6%", wobei das Flugverhalten
des Modells dem
Original sehr ähnlich kommt, einem
geringeren Widerstand
und eine etws größere Leistung hat und ebenso bei
relatief geringen Ausschlägen eine gute Wirkung. Der
Flügel, bedingt
durch
seine große Tiefe, geringe Streckung, hat eine erstaunlich
gute Leistung und bei
ausreichenden Aufwinden kann man sich am Hang richtig austoben. Im
Gegensatz zum
Original, habe ich die
Fläche 2teilig aber auch in
Rippe dem Original gleich gebaut.
Die Anzahl und Anordnung der Rippen wurden ebenfalls
maßstäblich
vom Original übernommen. Heute würde ich das Profil "HQ1,5/8"
verwenden. Denn durch die enorme Tiefe der Fläche
ergibt sich eine
ausreichende
Festigkeit. Das Profil "HQ1,5/8" habe ich später auf einer
kleineren
Lo100 verwendet und hat bei gleichen Gewichtsverhältnissen einen
besseren Durchzug und es sich ganz gut beim kleineren Modell
bewährt. Den kleinen Rumpf, im Maßstab 1:4, bezog ich damals
von Uwe
Gewalt-Modellbau, deren Fläche ich styrobeplankt gebaut habe.
Die Lo100 ist kein Leistungsflugzeug, was schon die geringe Streckung
von
"Lambda 9" und der große Rumpfwiderstand verhindert. Dafür
ist
und bleibt sie aber ein ausgesprochener Kunstflugsegler. Im F.-Schlepp
auf Höhe gebracht, hat man zwar meist ein zeitlich kurzes,
dafür
aber ein eindrucksvolles Erlebnis, welches man kaum vergessen wird.
Anders
an Hängen wie in der Rhön, wenn weiträumiges Tragen
vorhanden
ist, wie auf dem Foto der WAKU am Westhang, vor einer herannahenden
Gewitterfront.
Das sind dann Momente, wo man mit der Lo100 herumturnen kann ohne an
Höhe
zu verlieren und die Leichtwindsegler längst eingepackt sind.
Allerdings
muß man mitunter einen Regenschauer in Kauf nehmen,
denn weit
ist der Weg zurück zum Parkplatz, so weit, so weit!
Anschließend trifft sich alles was geflogen hat bei Helga
und
Gustav bei einem Radler oder..., und Mann/Frau erlebt den
Rhöngeist
in Natura und spricht über den Geist der Rhön, den schon die
Darmstädter Jungen 1911 entdeckten oder brachten sie ihn mit? Auf
jeden Fall ist er auch heute noch vorhanden und wir sollten bei einem
Besuch
in der Röhn, wo alles einmal anfing dazu beitragen, dass uns das
weiterhin
erhalten bleibt.
Darauf sollte bei einem Nachbau eines solch aussergewöhnlichen Modells geachtet werden.
Bedingt durch die enorme Flächentiefe und die geringe
Streckung
ergibt sich ein relativ großer Abwindfaktor, der durch das
tiefliegende
Höhenleitwerk etwas größer ist als bei den allgemeinen
Modellen. Dieser bewirkt eine
geringe negative
EWD. Zumindest 0°. Bei meinen Lo's und deren verwendeten
Profilen liegt sie bei etwa
-0,25°. Der Vorteil des tiefliegenden HLW ist, dass bei
Rückenlage
keine Tiefe zugesteuert werden braucht (HLW liegt oberhalb der
Fläche). Was für die ersten Momente etwas ungewöhnlich
ist, doch man kann sich daran gewöhnen, da die Lo, bedingt durch
die Größe und Gewicht sich sehr ruhig fliegen
lässt.
Dann ist ein starker Effekt bei der
Querruderwölbung
vorhanden, fast wie bei einem Nurflügler, was mit der gerigen
Streckung, der großen Flächentiefe
und vor allem den relativ großen Querrudern zusammen hängt.
Die Klappen selbst haben eine geringe Tiefe und haben kaum eine
bemerkbare Wirkung, sodass ich sie mit den Querrudern
zusammen steuere. Da die relatief kleinen Klappen kaum eine Wirkung
beim Landen bringt, habe ich sie generell mit den Querrudern parallel
geschaltet und werden mit eigenen Servos winkelgleich den Querrudern
gesteuert. Zur Landung werden die Querruder und Klappen von mir mit der
Ratsche etwa bis zu 12° nach
oben gesteuert, wobei dem Ausschlag entsprechend viel Tiefe am HLW
beigegeben werden muss. Wer
nicht wie beim Original den Slip bevotzugt (der aber
mächtig geübt werden muss). Selbst bevorzuge ich die
Querruder mit
den Klappen nach oben bei der Landung, wobei das Modell extrem
ausgebremst wird und man
sehr langsam landen kann.
Siehe auch hier!
Für Einsteiger und Jugendliche noch folgender Tipp.
Bei meinen Eigenkonstruktionen hat mir unter anderen das
Fachbuch "MTB4
- Konstruktion von RC-Segelflugmodellen --- von
Dietrich
Bertermann" gute Dienste geleistet,
zumal
dort der funktionelle Zusammenhang aller Berechnungen und Momente gut
erklärt
wird, auch die Perseke Bücher sind dafür sehr gut, aber
leider nicht mehr erhältlich.
Daten Original:
Spannweite:
10,00 m
Rumpflänge:
6,15 m
Fluggewicht:
250,00 kg
Flächenbelastung:
22,50 kg/m²
Daten Modell:
Spannweite:
3,33 m
Rumpflänge:
2,05 m
Fluggewicht:
8,70 kg
Flächenbelastung: 62,00
g/dm²